BioFach und Vivaness, die Weltleitmessen für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik, sind als Live Veranstaltung zurückgekehrt. Mit einer einmalignen einer Summer Edition hieß die NürnbergMesse Aussteller und Fachbesucher willkommen. BiO Reporter International war dabei, und hat Eindrücke und Informationen festgehalten. Impressionen, Ausschnitte aus Reden, in Text, Bild und zwei Videos dokumentieren einen kleinen Teil des riesigen Angebots.
Auf der Eröffnungsfeier machte sich Cem Özdemir, Minister für Landwirtschaft und Ernährung für den Öko-Landbau und für die Biofach stark: "Lasst uns Klima- und Naturschutz als Liebe zur Natur begreifen", erklärte er in seiner Rede. Die Biofach sei auch immer eine Klammer für die Branche und die Themen rund um den Bio-Lebensmittelsektor. Auf der Biofach gehe es darum sich auszutauschen, Handel zu treiben, Innovationen voranzutreiben und Geld zu verdienen. "Es macht heute mehr denn je einen Unterschied womit man sein Geld verdient oder womit man sein Geld verdienen sollte, nämlich im Einklang mit Mensch und Natur und nicht dagegen. Seit über 30 Jahren gehen von der Biofach Impulse aus für ein Ernährungssystem, das nachhaltig ist." Gerade jetzt zeige sich wie wichtig eigene Wirtschaft und eigene Nährstoffkreisläufe sind, um unabhängiger zu sein. "Gerade deshalb ist das Vorbild des Öko-Landbaus so wichtig für uns. Biolandbau ist eine der wichtigsten Antworten auf unsere planetaren Krisen", betonte Özdemir.
Auf der Eröffnungspressekonferenz erläuterte Petra Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung der NürnbergMesse die Erkenntnis aus zwei Jahren Pandemie: "Die Messen der Zukunft sind mehrdimensional, das haben wir auch bei der Biofach / Vivaness umgesetzt. Wir haben die Messe vor Ort mit vielen Möglichkeiten der Begegnung, des direkten Kontakts und Austauschs und wir haben digitale Angebote.
Sie war sehr erfreut über 2276 Aussteller, 176 davon auf der Vivaness. "Wir sind begeistert über die hohe Internationalität mit Ausstellern aus 94 Ländern, das Verhältnis zwischen nationalen und Internationalen Ausstellern liegt bei 30% zu 70%. Das zeigt uns, dass Biofach und Vivaness zurecht als Weltleitmessen für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik bezeichnet werden.
Aus 443 Neuheiten, die an den beiden NeuheitenStänden zu entdecken waren, haben Experten die Trends identifiziert, so Wolf: "Das sind Klimabewusste Produkte, heimische Rohstoffe, Nachhaltige Verpackungslösungen, Tierwohl sowie Plastikvermeidung. Für die Vivaness heißen die Trends Natürliche, vegane Kosmetik, Holistic Hair care und Local Heroes. Diese Trends haben alle etwas gemeinsam, einen roten Faden, nämlich die Megatrends Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Diese bestimmen neben den aktuellen Krisen und Herausforderungen die Agenda. Sie spielen auch in den 173 Kongressbeiträgen unter dem Motto Organic - Climate - Resilience eine wichtige Rolle.
Louise Luttikholt, IFOAM Organics International, zeichnete ein Bild der aktuellen Krisen und Herausforderungen, gab aber auch Lösungsansätze an die Hand: "Die Pandemie hat uns wirklich eine Menge Stress beschert, aber verglichen mit dem Klimawandel, könnte sie das kleinere Übel sein und dieser heiße Sommer 2022 könnte für kommenden Generationen als einer der kühlsten in die Geschichte eingehen. Darüberhinaus leben wir mit dem Krieg in der Ukraine, was tragisch für die Menschen dort ist aber auch für die globale Menschheit und wir müssen mit den Konsequenzen leben."
Das Food System Summit der UN hat sehr stark zu einer ganzheitlichen Agrarökologie geraten, wodurch auch die Sustainable Development Goals (SDGs) unterstützt und erreicht werden könnten.
"Die Bio-Landwirtschaft bietet grundlegende Antworten auf die Herausforderungen, die die Klimakrise mit sich bringt" erklärte BÖLW-Präsidentin Tina Andres. "Wir haben gedacht, Klimawandel passiert in der Zukunft und es ist erschütternd zu erleben wie nah er schon ist."
30% Klima-Impact durch die Land- und Lebensmittelwirtschaft auf globaler Ebene biete eine Menge Handlungsoptionen, doch sie müssten jetzt, ohne Zögern gepusht werden. "Wir brauchen das Festhalten an der Farm to Fork Strategie, wir brauchen die Wahlfreiheit für Lebensmittel ohne Gentechnik. Gerade jetzt, wo die Preise für Stickstoffdünger durch die Decke gehen, sehen wir, wie sehr die konventionellen Lebensmittel nicht die wahren Kosten widerspiegeln. Externe Kosten wurde bisher aus der Preisgestaltung ausgeschlossen, das darf in Zukunft nicht mehr passieren", forderte Anders.
90 Mrd Schäden pro Jahr in Deutschland durch die konventionelle Landwirtschaft, seien eine volkswirtschaftliche Katastrophe. Demgegenüber müssten resistente Systeme entwickelt werden, souverän und ernährungsautark. "Das haben die Verbraucher begriffen, auf dem Papier hat es die Politik auch begriffen. Wir brauchen jetzt deutliche und klare Signale, dass das jetzt in die Umsetzung kommt. Darauf warten wir seit einem halben Jahr, das ist deutlich zu lange. Die großen Krisen warten nicht bis wir soweit sind. Die Zukunft passiert jetzt!, betonte Andres.
Naturkosmetikexpertin Mirja Eckert, THE NEW, führte ihre Wahrnehmungen und Erkenntnisse zum Naturkosmetikmarkt aus: "Wir befinden uns in der VUKA Welt deren Merkmal Volatilität - Unsicherheit - Komplexität - Ambivalenz sind. Der Gesamtkosmetikmarkt im deutschsprachigen Raum ist ein saturierter Markt und hat seit über 15 Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen und Umsätze ausgebaut. Dieses Jahr allerdings habe sich Naturkosmetik unter dem Gesamtmarkt entwickelt. Das liege an Verschiebungen zwischen den Warengruppen und Vertriebskanälen. Die Warengruppen Dekorative Kosmetik und Düfte konnte sich erholen, doch haben sie in der Naturkosmetik einen geringen Stellenwert. Gute Ergebnisse gab es in der Pionierkategorie der Naturkosmetik, der Gesichtspflege.
"Bei den Vertriebswegen sieht es im für Naturkosmetik wichtigsten Absatzkanal, den Drogeriemärkten im ersten Halbjahr nach einem leichten Plus aus", so Eckert. In den Verbrauchermärkten fehle jedoch die Frequenz, ebenso wie im Fachhandel. Die Discounter hingegen müssten sich mit ihrem punktuellen Angebot als Einkaufsstätte für Naturkosmetik erst noch beweisen. Bei den Käufer - und Zielgruppen liege eine großes Potenzial im Thema Identität, angetrieben durch die Sozialen Medien, Stichworte seien Diversität, Selbstbestimmung und Gendering.
"Was mich so an der BioFach Vivaness begeistert" sagte Eckert, "ist die Vielfalt der
Lebensweisen, die hier abgedeckt werden. Gerade die Vivaness zahlt mit ihren vielen Trendthemen darauf ein und bildet das steigende Interesse an ethisch-moralischem Konsum gut ab."
Autorin: Karin Heinze
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