Unter der Überschrift "Bio schafft Arbeit, Wohlstand und Ernährungssicherheit" zeigten BÖLW-Vorsitzende Tina Andres und BÖLW-Vorstand Peter Röhrig, anhand aktueller Zahlen, welch großer Job-Motor die Bio-Branche ist. Gleichzeitig hat sich der Bio-Markt trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage wesentlich besser entwickelt als viele andere Wirtschaftsbereiche. Verbraucher:innen beweisen mit ihrer Nachfrage nach Bio-Produkten Verantwortung gegenüber ihrer eigenen Gesundheit und der Natur. Von der Politik fordert der BÖLW stärkere Beachtung der Bedürfnisse des Mittelstandes, eine Steuerreform für Bio-Lebensmittel, eine Abgabe für Pestizide, die durchgehende Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Produkten und die Förderung des Öko-Sektors hin zum versprochenen 30-Prozent-Anteil bis 2030. Mit Video von der BioHalle auf der Grünen Woche und dem BÖLW-Bio-Empfang, in dem Poltiker von CSU, Grünen und SPD den Öko-Landbau und die Bio-Branche als Zukunftsmodell bezeichneten.
380.000 Beschäftigte im Öko-Sektor
Laut einer vom Bio-Spitzenverband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) in Auftrag gegebenen Studie, hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in der deutschen Bio-Branche auf rund 380.000 seit 2009 verdoppelt. Zusammen mit dem Transformationssektor Erneuerbaren Energien (387.000 Arbeitsplätze) arbeiten für Bio und die Energiewende ähnlich viele Menschen wie die Automobilindustrie (780.000 Beschäftigte in 2023). „Das ist Arbeit, die Spaß macht, weil sie Sinn stiftet“, sagte die BÖLW-Vorsitzende Tina Andres auf der Pressekonferenz zu Beginn der Grünen Woche in Berlin.
Zum Auftakt der Grünen Woche forderten Andres und Röhrig die Politik auf, Bio gezielt auszubauen. Die Bio-Branche sei die einzig erwiesenermaßen und EU-gesetzlich geregelte Branche für eine nachhaltige Land- und Lebensmittelwirtschaft. Die Bedeutung für die zukunftsfeste Ernährungssicherheit und den deutschen Arbeitsmarkt werde häufig unterschätzt . Die Bio-Branche liegt nach Erhebungen des BÖLW auch bei der Ausbildungsquote weit über dem Durchschnitt und bilde Fachkräfte für die Bio-Lebenserzeugung, -herstellung und den Groß- und Einzelhandel aus.
Eindrücke aus der BioHalle auf der Grünen Woche 2025 und dem BÖLW Bio-Empfang, in dem Poltiker von CSU, Grünen und SPD den Öko-Landbau und die Bio-Branche als Zukunftsmodell bezeichneten. (Video Karin Heinze, Bio-Reporter-International.net )
Forderungen an die Politik
Gestützt durch die positive Entwicklung des Umsatzes und den anhaltenden Wunsch der Verbraucher:innen nach mehr hochwertigen Bio-Produkten, fordert der BÖLW für seine Mitglieder einen kohärenten Ansatz für die mittelständischen Unternehmen der Bio-Lebensmittelwirtschaft anstelle wettbewerbsverzerrender Auflagen, so Andres. Bio ist eine Wachstumsbranche und hat sich 2024 deutlich besser als der Marktdurchschnitt entwickelt. „Verbraucherinnen und Verbraucher haben trotz Inflation und Wirtschaftsflaute wieder deutlich mehr zu Bio gegriffen. Damit erweisen sich die Bürgerinnen und Bürger als standfester als die von ihnen gewählte Politik“, erklärte Andres. Im Jahr 2023 erlöste der Bio-Fachhandel mit 5,8 Milliarden Euro Umsatz etwa ein Drittel des gesamten Bio-Jahresumsatzes von mehr als 16 Milliarden Euro.
Wichtig sei eine auf den Mittelstand ausgerichtete Wirtschaftspolitik. „Der Gesetzgeber richtet den Rechtsrahmen stets an der Industrie aus. Viele Vorschriften müssen herunterskaliert werden auf kleine und mittlere Betriebe, um ihnen Luft zum Atmen zu geben“, sagte Andres, die selbst ein mittelständisches Lebensmittelunternehmen leitet. Dies sei auch wichtig, weil Herstellerinnen und Verarbeiter die meisten der Bio-Arbeitsplätze stellen - rund 170.000. Das Lebensmittelhandwerk belebe insbesondere den ländlichen Raum. „Wir schaffen Heimat“, so die Schleswig-Holsteinerin.
Der Politik müsse klar sein: „Bio ist eine freiwillige Option. Niemand muss Bio machen. Wenn man es Landwirten und Unternehmerinnen unsinnig schwer macht, stellt niemand um.“ Genau das passiere derzeit. Es sei schlecht für Gewässer, Böden, die Artenvielfalt und das Klima – und den Agrarsektor selbst. Erst kürzlich wurde Parkinson als Berufskrankheit in der Landwirtschaft anerkannt – wegen des nachweisbaren Zusammenhangs mit dem Einsatz von Chemie. „Ein wortwörtliches ‘Bekenntnis’ zum chemischen Pflanzenschutz, wie es die CDU in ihrem Wahlprogramm abgibt, wirkt angesichts wissenschaftlicher Fakten nahezu sektiererisch“, mahnte Andres.
„Bio-Anteil bis 2030 verdoppeln“ aber „Keine Partei hat einen Plan“
Der BÖLW ist in Sorge in Bezug auf die künftige Bundesregierung. „Keine Partei hat einen Plan für eine zukunftsfähige Lebensmittelwirtschaft“, kritisierte Andres. Dabei lägen die Blaupausen auf dem Tisch. Der Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft von Anfang Dezember und zuvor die Ergebnisse des Strategischen Dialogs der EU mahnten beide die Notwendigkeit von mehr Umweltleistungen seitens der Landwirtschaft an – sowie deren Honorierung. „Ziel muss sein, den Bio-Anteil bis 2030 zu verdoppeln“, forderte Andres. „Bio schützt die natürlichen Lebensgrundlagen und sichert damit die Ernährung von morgen.“
Die Bio-Branche fordert eine ökologische Steuerreform. „Der Staat sollte Abgaben auf chemisch-synthetische Pestizide und auf Mineral-Dünger erheben“, sagte Andres. Auf 90 Milliarden Euro im Jahr hat die ZKL die Folgeschäden der industriellen Agrarwirtschaft für die Artenvielfalt, die Gewässer, Böden und Luft beziffert. Zugleich sollten Bio-Produkten von der Mehrwertsteuer befreit werden. Andres: „In der EU wie in Deutschland muss gelten: Bio first!“ Bio sei die einzige gesetzlich normierte und staatlich überwachte Form einer nachhaltigen Lebensmittelwirtschaft. Dass die EU die Gentechnik deregulieren will, bezeichnete Andres als „gefährlich“. „Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen Bio, weil sie auf Gentechnikfreiheit vertrauen.
Autorin: Karin Heinze
Quelle: BÖLW Pressekonferenz
Weiterführende Links:
Arbeitsplatz-Studie: „Jobmotor Bio”
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