Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und der Weltdachverband des Biolandbaus IFOAM - Organics International präsentierten in der Online-Veranstaltung der BIOFACH am 15. Februar 2022 die neuesten Zahlen zum Biolandbau weltweit. Die Erhebung der internationalen Bio-Statistik ist immer um ein Jahr zeitverzögert, es handelt sich also um Zahlen des Jahres 2020, die im Jahrbuch «The World of Organic Agriculture» veröffentlicht werden. Das Jahrbuch wird von FiBL und IFOAM – Organics International gemeinsam herausgeben. Wie die Daten aus inzwischen 190 Ländern zeigen, nahm die Nachfrage nach Bioprodukten im ersten Pandemie-Jahr besonders stark zu, auch die Biofläche wuchs weiter - der positive Trend der Vorjahre setzte sich fort.
Erneutes Wachstum bei der Biolandwirtschaftsfläche
Fast 75 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche (1,6 %) wurden Ende 2020 weltweit biologisch bewirtschaftet (linke Spalte in der Grafik). Das waren 4,1 % oder fast drei Millionen Hektar mehr als 2019. Australien war nach wie vor das Land mit der größten Biolandbaufläche (35,7 Millionen Hektar), gefolgt von Argentinien (4,5 Mio. ha) und Uruguay (2,7 Mio. ha). Die Biolandwirtschaftsfläche hat in allen Kontinenten zugenommen. In Europa waren 17,1 Millionen Hektar und Lateinamerika 9,9 Millionen Hektar bio. In 18 Ländern liegt der Bioflächenanteil bei mindestens 10 Prozent, davon liegen etliche in der EU, doch nur Österreich erfüllt bereits das Ziel der EU von 25 % bis 2030.
Auch die Zahl der Bio-Erzeugerinnen hat von 2019 auf 2020 deutlich, um 7,6 % zugenommen und wird mit rund 3,4 Millionen beziffert. Das Land mit den meisten Bioproduzent*innen war Indien (1,6 Mio).
Rekordumsätze in den Bio-Märkten weltweit
Mit einem Plus von 14 Milliarden Euro gegenüber 2019 erlebte der globale Biomarkt aufgrund der Pandemie seinen bislang höchsten Zuwachs. Der Gesamtmarkt erreichte 2020 um gerechnet über 120 Milliarden Euro. Zu den größten Märkten gehören traditionell die Vereinigten Staaten (49,5 Mrd €), gefolgt von Deutschland (15 Mrd €) und Frankreich (12,7 Mrd €). Viele wichtige Märkte verzeichneten ein zweistelliges Wachstum, den Rekord hält der deutsche Biomarkt mit mehr als 22 %. Beim Pro-Kopf-Verbrauch lagen die Schweizer*innen 2020 mit 418 Euro pro Kopf vorne. Den höchsten Biomarktanteil wies Dänemark auf (13 Prozent).
Helga Willer, die die Herausgabe des statistischen Jahrbuchs am FiBL verantwortet, erläuterte, dass COVID-19 hat in vielen Ländern 2020 zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Bioprodukten geführt hat: "Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich an den Einzelhandelsdaten. Da die Menschen sich vermehrt zu Hause verpflegten und Gesundheit, Umwelt und Klimawandel zu wichtigen Themen wurden, stieg der Bioumsatz im Einzelhandel rapide an. Gleichzeitig ging jedoch in vielen Ländern der Umsatz in der Gastronomie zurück", sagte sie.
25% Bio in Europa - ambitioniert aber machbar
Eduardo Cuoco, Director der IFOAM Organics Europe warf einen analytischen Blick auf Statistik und die Situation in Europa. Der Anstieg der ökologische Anbaufläche in der EU sei erfreulich - wuchs auf 14,9 Mio. ha - auch, wenn er sich verlangsamt habe. Bemerkenswert hingegen sei das Rekordzuwachs von 15,1 % auf 44,8 Milliarden Euro im Vergleich zu 2019.
Er fügte allerdings hinzu: "Das Wachstum des ökologischen Landbaus in der EU war bis 2020 beeindruckend, aber es ist fragil, da es zum Teil von der Unterstützung durch die öffentliche Hand abhängt, und die aktuellen Verhandlungen über die GAP-Strategiepläne viele Unsicherheiten mit sich brächten. Die Entwicklung in Frankreich, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, sei bemerkenswert: "Es verfügt jetzt über die größte ökologische Anbaufläche in der EU (2,5 Mio.ha), aber die Pläne der Regierung, die GAP-Zahlungen einzustellen, mit denen Biobauern für die von ihnen erbrachten öffentlichen Leistungen belohnt werden, könnten das Wachstum der letzten Jahre zum Stillstand bringen", so Cuoco
Welches Flächenwachstum notwendig wäre, um bis 2030 das angestrebte Ziel der EU von 40,5 Mio ha (25 %) zu erreichen, zeigt die Grafik. Das Erreichen des Zieles wird von den Akteuren in der Bio-Branche für ambitioniert aber erreichbar eingeschätzt, auch wenn sich die ökologische Anbaufläche in der EU sowie das Marktvolumen zu mehr als der Hälfte auf vier Länder konzentriert: Frankreich (2,5 Mio.ha/ 12,7 Mrd €), Spanien (2,4 Mio.ha), Italien (2,1 Mio/ 3,9 Mrd €). ha) und Deutschland (1,7 Mio. ha/ 15 Mrd. €). Die meisten Bio-Erzeuger gibt es in Italien (71.590), gefolgt von Frankreich (53.255) und Spanien (44.493).
Für die europäische Öko-Bewegung sei auf jeden Fall die weitere Verbesserung der Datenerhebung von entscheidender Bedeutung, um die ökologische Erzeugung und den Verbrauch zu steigern und die Ziele der EU-Strategien "Farm to Fork" und "Biologische Vielfalt" zu erreichen, so Cuoco. Die Verordnung über die Statistik der landwirtschaftlichen Inputs und Outputs (SAIO), über die derzeit zwischen den Mitgesetzgebern verhandelt wird, biete die Möglichkeit, mehr Daten über den ökologischen Landbau zu erheben, was ein besseres Verständnis der Leistungen des ökologischen Landbaus ermögliche. Zuverlässige und umfassende Daten über die ökologische Erzeugung könne Investoren ermutigen, in die ökologische Lieferkette einzusteigen und die Umstellung und den Marktzugang zu beschleunigen.
Alle Grafiken und Fotos sind Screenshots aus der Online Präsentation. Alle Statistiken sind auf https://statistics.fibl.org abrufbar.
Karin Heinze, BiO Reporter International
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