Mehr als 160 Teilnehmer aus 23 Ländern und vier Kontinenten machten beim „International Non-GMO Summit 2024“ am 7. und 8. Oktober 2024 in Frankfurt deutlich welch hohe Relevanz die internationale Ohne-Gentechnik-Branche hat. Veranstalter, Sprecher und Akteure der gesamten Ohne-Gentechnik-Wertschöpfungskette waren sich einig, weiter für Wahlfreiheit und Transparenz zu kämpfen und sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, die sich aus der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Dereulierung der neuen genomischen Verfahren (NGT) ergeben.
Sprecher:innen und Veranstalter freuen sich über den gelungenen Austausch beim zweiten Internationalen Fachkongress der Ohne-Gentechnik-Wirtschaft. Foto: Nina Werth
„Der Non-GMO-Sektor ist gekommen, um zu bleiben!“
Alexander Hissting, Geschäftsführer des VLOG e.V. (Verband Lebensmittel Ohne Gentechnik), hatte gleich zu Beginn des Summits eine klare Botschaft an das internationale Publikum: „Der Non-GMO-Sektor ist gekommen, um zu bleiben!“ Im Namen der Veranstalter,
Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG), ARGE Gentechnik-frei, Donau Soja, European Non-GMO Industry Association (ENGA) und ProTerra Foundation betonte er,
dass die Märkte für Produkte ohne Gentechnik aufgrund der hohen Nachfrage wirtschaftlich sehr erfolgreich sind. Die Veranstalter seien davon überzeugt, dass NGTs wie alle anderen GVO streng reguliert werden müssen. "Wir sind entschlossen, uns den aktuellen politischen und marktwirtschaftlichen Herausforderungen zu stellen“, erklärte Hissting.
VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting bei der Eröffnungsrede. Foto: Nina Werth
Die Ohne-Gentechnik-Wirtschaft bekommt Unterstützung von höchster politischer Ebene.
Dr. István Nagy, der derzeitige Präsident des EU-Rates für Landwirtschaft und Fischerei sagte in seinem Grußwort: „Ich bin davon überzeugt, dass das Vorsorgeprinzip zur Anwendung kommen muss, wenn neue Technologien eingesetzt und mit solchen Techniken hergestellte Produkte in die Umwelt und die Nahrungskette eingebracht werden. Darüber hinaus halte ich es für äußerst wichtig, die Verbraucher angemessen zu informieren und ihre Wahlfreiheit zu gewährleisten.“
Die deutsche Staatssekretärin Silvia Bender kritisiert den NGT-Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission: Er berücksichtige die Interessen von Verbrauchern, Landwirten und Verarbeitern nicht ausreichend. „Der Markt für gentechnikfreie Produkte wächst seit Jahren und wir wollen diese Wertschöpfung erhalten. Dazu brauchen wir funktionierende Koexistenzmaßnahmen, vom Saatgut bis zum Verbraucher. Unser Ziel ist es, einen Kompromiss für einen gesellschaftlich akzeptierten Umgang mit den neuen Gentechnikverfahren zu finden, und daran arbeiten wir“, erklärte Bender in ihrem Grußwort.
Gentechnik-kritische Stimmen in der EU verstärken
Dietmar Vybiral vom österreichischen Gesundheitsministerium berichtete ausführlich über den aktuellen Stillstand bei den Verhandlungen über die geplante Neufassung der Gentechnik-Gesetzgebung der EU. Er führte aus, dass die Minister im EU-Rat sich bislang nicht auf eine gemeinsame Linie einigen konnten und daher die Trilog-Verhandlungen zwischen den drei wichtigsten EU-Institutionen noch nicht beginnen können. Vybiral ermutigte die Teilnehmer des Gipfels, „ihre jeweiligen Regierungen mit kritischen Fragen zu konfrontieren, damit diese gegen eine Deregulierung von NGTs stimmen. Österreich hat immer erklärt, dass NGTs wie GVOs reguliert werden müssen. Folglich müssen auch alle NGT-Produkte einer entsprechenden Risikobewertung unterzogen und gekennzeichnet werden, die Rückverfolgbarkeit muss gewährleistet sein – nur so können das Recht der Verbraucher auf Information und ihre Wahlfreiheit sichergestellt werden.“
DARWIN-Koordinator Odd-Gunnar Wikmark vom norwegischen Forschungsinstitut NORCE. Foto: Nina Werth
Hoffnung auf Transparenz durch Nachweis- uns Rückverfolgbarkeitsmethoden machte Odd-Gunnar Wikmark vom norwegischen Forschungsinstitut NORCE, der das europäische DARWIN-Projekt koordiniert. Die gute Nachricht: „Die Entwicklung von gesicherten Nachweismethoden für bekannte NGT-Varianten ist möglich und wir sind zuversichtlich, dass wir im Laufe der Zeit auch ungezielte Nachweismethoden entwickeln können."
Seine Überzeugung vom Mehrwert einer GVO-freien Lieferkette brachte Hans-Peter Dejakum, Vertreter des Premium-Waffel- und Schokoladenherstellers Loacker aus Südtirol zum Ausdruck. Er erklärte warum: „Wir analysieren die Wünsche der Verbraucher in rund 70 Ländern weltweit und wissen, dass unsere Kunden unsere gentechnikfreien Produkte zu schätzen wissen. In den letzten zehn Jahren haben wir viel investiert, um eine glaubwürdige gentechnikfreie Wertschöpfungskette aufzubauen, und wir wollen diesen Weg definitiv fortsetzen.“ Loacker exportiert seine Produkte mit einer „Ohne Gentechnik“-Auslobung in mehr als 100 Länder weltweit und sieht seinen wirtschaftlichen Erfolg durch eine Deregulierung von NGT-Pflanzen gefährdet.
Heike Moldenhauer vom Europäischen Ohne-Gentechnik-Verband ENGA. Foto: Nina Werth
„Keep calm and carry on!“
Mit einem klaren Appell an die Anwesenden der Ohne-Gentechnik-Branche, „ruhig zu bleiben und weiterzumachen“, fasste Heike Moldenhauer, Generalsekretärin der ENGA, den Gipfel im Namen der Veranstalter zusammen. Der Kampf um das Recht, weiterhin ohne Gentechnik zu produzieren, sei noch lange nicht vorbei, so Moldenhauer. Derzeit gebe es kaum NGTs auf den Weltmärkten – keine in der EU und nur eine Handvoll in Ländern, in denen NGTs nicht gesetzlich geregelt sind. Daher werden die Märkte in den kommenden Jahren nicht mit NGTs geflutet werden – wie auch ein Blick auf die aktuellen Entwicklungspipelines der Unternehmen zeige. Außerdem habe die Entwicklung von Audit-Strategien, die Forschung zu Nachweismethoden und Verbesserungen der Rückverfolgbarkeit an Fahrt aufgenommen. Moldenhauer ist zuversichtlich, dass NGTs aus gentechnikfreien Wertschöpfungsketten ausschlossen werden können.
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